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Call for Participation: Aufruf für BUMERANG #3, 2017

Patriarchat als Methode: “Technik!“

Da diese Frage bisher am wenigsten verstanden wird, wird auch das Patriarchat immer noch nicht wirklich verstanden. Deshalb ist diese Nummer zum Thema für alles Weitere wichtig.

Unter Technik im und des Patriarchats verstehen wir mit dem Ansatz der KPT nicht einfach nur das, was sonst meist darunter verstanden wird, nämlich irgendeine mehr oder weniger „neutrale“ praktische Tätigkeit. Sondern wir verstehen unter „Technik“ die Entwicklung einer allgemeinen Methode des Umgangs mit allem und allen, wie sie etwa die „Alchemie“ bereits in der Antike definiert. Die Methode ist sozusagen „methodos“, der Weg, der beschritten wird, und damit gleichzeitig „Theorie“ darüber, welches dieser Weg ist, da er zu einem bestimmten Ziel führen soll. Patriarchale Technik ist aus unserer Sicht daher niemals „neutral“.

Damit unterscheiden sich patriarchale Techniken grundsätzlich von anderen, z. B. matriarchalen, gegen die sie antreten. Denn patriarchale Techniken akzeptieren grundsätzlich nicht das, was und wie etwas /jemand von sich aus ist, sondern versuchen es /ihn /sie nicht nur zu behandeln, z.B. zu liebkosen, oder damit in anderen Formen zu kooperieren. Sondern patriarchale Techniken versuchen, das Vorhandene mit Gewalt in ein Gegenteil zu transformieren. Sie verfolgen also immer einen bestimmten, und zwar immer auch zerstörerischen Zweck.

Dieser Zweck ist als Schritt in Richtung einer als positiv angesehenen Utopie von einer kommenden höheren Zivilisation generell definiert. Diese Utopie und die Schritte in ihre Richtung sind so internalisiert worden, dass sie als irrationales und systematisches „Hass-auf-das–Lebendige“-Projekt nicht erkannt werden. Stattdessen haben sie unser aller Denken, Fühlen, Handeln und Wollen immer mehr geprägt und sind ins kollektiv Unbewusste gesunken. Die Schritte in Richtung der Utopie von einer „besseren und höheren“ Welt, die mit patriarchalen Techniken unternommen werden, sind damit allem anderen vorausgesetzt und gelten damit als selbstverständlich und „natürlich“.

Statt die dadurch und damit um sich greifende Zerstörung alles Lebendigen, ja inzwischen der Lebensgrundlagen dieses Planeten selbst, zu erkennen, gilt gerade moderne Technik als unverzichtbares Fortschrittsunternehmen der sich entwickelnden „Produktivkräfte“. Daher wird die Moderne auch immer noch nicht als „kapitalistisches Patriarchat“ verstanden, das zur bisher umfangsreichsten und systematischsten Zerstörung der Welt führt. Sondern es wird höchstens auf seine rein ökonomische Seite der Plünderung der Natur, der Ausbeutung der Arbeitskraft oder etwa der „Ausbeutung von Frauen als Ware“, reduziert gesehen. Dass es darüber hinaus vor allem um den Prozess ihrer aller „alchemistischen“ Transformation und schließlich Abschaffung zugunsten einer männergeschaffenen Kunstwelt geht, bleibt immer noch unsichtbar oder wird als Fortschritt begrüßt!

Wir fangen an mit matriarchaler Magie und Alchemie, gehen über das Handwerk zur Maschinentechnik und damit zur patriarchalen Schwarzmagie und Alchemie… Technik als Teil des Naturverhältnisses handelt von der Tätigkeit von, mit und durch Menschen als innere Natur, und mit Materie / Lebensformen als äußere Natur, und reicht vom Mikro des Atoms bis zum Makro des Planeten… von der Materie bis zum Geist, und umgekehrt den „Spirits“ bis zum Leib…

 

Verantwortlich für diese Nummer: Claudia von Werlhof.

claudia.von-werlhof@uibk.ac.at

Bitte ab nun Beiträge schicken.

Es können sein selbstverfasste oder von anderen geschriebene Artikel, Kommentare, Buchrezensionen, Entwürfe, Gedichte, Zeichnungen, Fotos, Bilder, Skizzen…

Sowie Kommentare zu BUMERANG 2: „Natur im Patriarchat“, Herbst 2016.

Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch

Einsende-Termin: Mai 2017

Die Nummer erscheint in der 2. Hälfte 2017.

Prof. Dr. Claudia von Werlhof bei Quer-Denken.TV – Caliban und die Hexe

Caliban und die Hexe – zur „Alchemie“ der Moderne.
Patriarchatskritik der kapitalistischen Gesellschaft

Prof. Dr. Claudia von Werlhof im Gespräch mit Michael Friedrich Vogt. Wir leben heute (beginnend vor mehreren Jahrtausenden) in einer weitgehend patriarchal organisierten Welt oder Zivilisation, relativ unabhängig von Nationalitäten, Kulturen und Religionen. Die moderne Form dieses Patriarchats ist das „kapitalistische Patriarchat“. Es knüpft an die schon im Altertum formulierte „alchemistische“ Utopie an, durch eine technische Transformation, ja Überwindung und Ersetzung der Natur und Menschen, insbesondere der Frauen als Mütter, zu einer nur von Männern geschaffenen Zivilisation des „pater arché“, am Anfang des Lebens bzw. der Materie jeweils ein Herr bzw. „Vater“, zu gelangen.

Alternative dazu wäre eine matriarchale zivilisatorische Regelung, die nichts mit einer „Frauenherrschaft“ zu tun hat, sondern an der Kooperation und nicht Beherrschung oder gar Eliminierung bzw. Ersetzung von Natur und Müttern, also an dem „mater arché“ orientiert ist, wie es das Erdenleben kennzeichnet.

Obwohl die matriarchale Zivilisation die ältere und ursprüngliche ist, hat sie sich gegen die gewalttätige, kriegerische Patriarchalisierung der Kontinente bis auf einige noch immer lebende Matriarchate nicht halten können. Sie beruht auf Herrschaftsfreiheit, Gemeinsinn, Gerechtigkeit, Gewaltfreiheit, Respekt und Achtung vor dem Leben. Demgegenüber steht die patriarchale Zivilisation, die genau umgekehrt geregelt ist, eben weil sie die irdischen, quasi „mütterlichen“, Bedingungen nicht akzeptiert und ihnen ihr alchemistisches Umwandlungsverfahren auf allen Ebenen und in allen Bereichen entgegensetzt. Dies führt zu einer buchstäblichen Verkehrung der Welt, die gerade in der Neuzeit und Moderne mithilfe moderner Maschinentechnik erst wirklich Gestalt angenommen hat. Ja, die Maschine ist sozusagen die Inkarnation des Naturersatzes, was aber wegen des historischen Scheiterns alchemistischer Verfahren nicht zugegeben wird.

Diesen Fragen geht Prof. Dr. Claudia von Werlhof (emeritierte Professorin für Politikwissenschaft und Frauenforschung am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck) als einer der Mitbegründerinnen der Frauenbewegung auf den Grund. Sie zieht dafür die Linie von den Anfängen der Frauenforschung über das Buch „Caliban und die Hexe“ und die Auseinandersetzung mit dem Marxismus bis zur sog. Kritischen Patriarchatstheorie heute nach. 2007 gründete sie dazu den Verein FIPAZ (Forschungsinstitut für Patriarchatskritik und alternative Zivilisationen).

Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die moderne Zivilisation im Zusammenhang mit dem Patriarchat vom Nanobereich bis hin zum Planeten Erde so zerstörerisch geworden ist, dass sie aufgegeben und re-matriarchalisiert werden sollte. Die kapitalistische Gesellschaft ist dabei der historische „Höhepunkt“ der patriarchalen Zivilisation. Dies sei der Grund für die Zivilisations- und Kapitalismuskrise der Moderne.

Homepage: Quer-Denken.TV


Die Buchrezension von Prof. Dr. Claudia von Werlhof zu Silvia Federici’s
Caliban und die Hexe – Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation ist
Grundlage für das Quer-Denken.tv Interview „Caliban und die Hexe – zur Alchemie der Moderne. Patriarchatskritik der kapitalistischen Gesellschaft“, und hier komplett als .pdf verfügbar.

>>>Buchrezension „Caliban und die Hexe“ als .pdf<<<

Prof. Dr. Claudia von Werlhof bei Quer-Denken.TV

Am 26. September 2015 wird Prof. Dr. Claudia von Werlhof zu Gast bei Mag. Dr. phil. Michael Friedrich Vogt sein.

Das ganze Interview mit dem Titel: «Caliban und die Hexe – zur „Alchemie“ der Moderne. Patriarchatskritik der kapitalistischen Gesellschaft» ist sofort nach Ausstrahlung auf der Homepage von Quer-Denken.TV  oder auf Youtube  abrufbar.

„Das Ende des Patriarchats“ – Claudia von Werlhof im Interview (www.nexworld.tv)


Nach wie vor scheint der Mensch in seinen archaischen Gesellschaftsstrukturen verankert zu sein; die männlichen Führungskräfte sind die Stammeshäuptlinge unserer Zeit. Für Frau Prof. Dr. Claudia von Werlhof, bekannte Frauenrechtlerin an der Universität Innsbruck, ist dies der Grund für die aggressive, leistungsorientierte und unsoziale Ausprägung unserer Gesellschaft.

Der Mann ist die bestimmende Kraft im Gesellschaftssystem, die Frau spielt eher eine untergeordnete Rolle, garantiert aber durch ihre kommunikative und sanfte Natur den familiären Zusammenhalt. Daher fordern Soziologen vermehrt die Einbindung von Frauen in politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entscheidungen. Dies soll zu einer grundsätzlich sozialeren Gesellschaft, vielleicht sogar einer besseren Welt führen.

Das soll nicht bedeuten, dass wir Frauen in Hosenanzügen züchten sollen. Für Frau Werlhof ist eins klar: die Frauen sollten sich wahrhaftig emanzipieren und nicht einem männlichen Ideal entsprechen. Nun stellt sich die Frage, ob die Emanzipation in Wirklichkeit kontraproduktiv war und die angeblich bewusste Frau zu einem Mann mit weiblichen Attributen wurde?

Homepage: www.nexworld.tv